27. März 2025

Essensrituale in der Kita: So gestalten wir Mahlzeiten bei Kitarino

In unseren Kitas verstehen wir Essen in der Kita nicht nur als Versorgung, sondern als pädagogisch wertvollen Bestandteil des Alltags. Rituale beim Essen in der Kita fördern die Selbstständigkeit, stärken soziale Kompetenzen und schaffen echte Wohlfühlräume. Wie das bei Kitarino konkret aussieht, erzählt Sarah Praxl, Kita-Leitung, im Interview.

Ein Gespräch mit Sarah Praxl, Kita-Leitung bei Kitarino

Sarah, warum sind Essensrituale in der Kita aus deiner Sicht so wichtig?

Rituale beim Essen in der Kita geben Kindern Sicherheit und Struktur. Wenn ein bestimmtes Lied oder Signal erklingt, wissen die Kinder: Jetzt beginnt unsere gemeinsame Mahlzeit. Das schafft Orientierung im Tagesablauf und hilft gerade den Jüngeren, sich auf die neue Situation einzustellen. Rituale geben Halt – und das ist eine wichtige Grundlage dafür, dass sich Kinder geborgen fühlen.

Was lernen Kinder beim gemeinsamen Essen in der Kita?

Essen und Ernährungsbildung in der Kita sind echte Lernfelder. Die Kinder erleben gemeinsames Essen in der Kita als festen Bestandteil des Alltags. Sie lernen Tischkultur, entdecken neue Lebensmittel, dürfen selbst entscheiden, was und wie viel sie essen möchten – und halten sich gleichzeitig an gemeinsam vereinbarte Regeln. Wir sprechen über Farben, Gerüche, Geschmäcker – das regt alle Sinne an. Für viele Kinder ist das die erste Erfahrung mit einem strukturierten, ausgewogenen Essen in einer Gruppe.

Sarah Praxl, Kita-Leitung bei Kitarino

Wie wird die Selbstständigkeit der Kinder beim Essen gefördert?

Die Kinder sind bei uns aktiv beteiligt – vom Tisch decken über das Einschenken aus kleinen Kannen bis zum selbstständigen Brot schmieren. Auch in der Krippe dürfen die Kinder ein Messer benutzen – natürlich unter Begleitung. Sie entscheiden selbst, ob sie ein Lätzchen tragen möchten und helfen beim Abwischen des Tisches. So erleben sie sich als kompetent und übernehmen Verantwortung – genau das möchten wir mit Essen und Ernährungsbildung in der Kita erreichen.

Welche Rituale begleiten die Mahlzeiten bei euch?

In allen Gruppen kündigt ein akustisches Signal oder ein Lied das gemeinsame Essen in der Kita an. Danach decken die Kinder gemeinsam den Tisch – mit Tellern, Besteck, Gläsern. Vor dem ersten Bissen sagen wir gemeinsam einen Tischspruch. Diese kleinen Rituale beim Essen in der Kita schaffen eine vertraute Atmosphäre, strukturieren den Übergang und laden die Kinder zum Mitmachen ein.

Was ist euch beim Thema Essen in der Kita besonders wichtig?

Wertschätzung. Kein Kind wird bei uns zum Probieren gezwungen. Wir leben das Prinzip: „Ich darf probieren, aber ich muss nicht.“ Unsere Pädagog:innen sind Vorbilder und probieren selbst mit Freude. Statt Zwang setzen wir auf Motivation und Gespräch. Auch Nachhaltigkeit ist ein Thema: Wir sprechen mit den Kindern darüber, woher unser Essen kommt, was es kostet – und warum man mit Lebensmitteln achtsam umgehen sollte. Das gehört für uns fest zur Ernährungsbildung in der Kita dazu.

Und was sind für euch absolute No-Gos beim Essen?

Zwang – ganz klar. Kinder werden bei uns nicht zum Essen gedrängt. Es gibt keinen Probierhappen auf dem Teller, keine festen Sitzplätze, kein „Du musst aufessen“. Auch fragwürdige Praktiken wie Hochstühle für Kinder, die noch nicht selbst sitzen, oder heimlich übergezogene Lätzchen vermeiden wir bewusst. Essen in der Kita soll ein Wohlfühlmoment sein – kein Machtkampf.

Was passiert, wenn Kinder bestimmte Dinge nicht essen wollen oder Unverträglichkeiten haben?

Dann gehen wir in den Austausch mit den Eltern. Bei Unverträglichkeiten stimmen wir uns eng ab und bieten Alternativen an. Auch kulturellen Unterschieden, wie dem Essen mit den Händen, begegnen wir mit Offenheit und Gesprächen. Unser Ziel ist: Jedes Kind soll sich beim Essen in der Kita angenommen fühlen.

Wie lernen die Kinder, auf ihr Hunger- und Sättigungsgefühl zu hören?

Indem wir ihnen Vertrauen schenken. Sie dürfen selbst entscheiden, wie viel sie essen. Wir geben Orientierung, aber keine Vorgaben. Und wir sprechen mit ihnen darüber: „Fühlt sich dein Bauch noch hungrig an?“ – solche Gespräche helfen, das eigene Körpergefühl zu entwickeln.

Welche Kompetenzen fördert ihr mit den Essensritualen in der Kita?

Viele! Die Kinder entwickeln Selbstständigkeit, Feinmotorik, ein Gefühl für Mengen, lernen über Ernährung, Sprache und soziale Regeln. Essen und Ernährungsbildung in der Kita bedeutet bei uns: Kinder erleben, wie schön und verbindend ein gemeinsames Essen in der Kita sein kann – und wie gut es tut, sich dabei einfach wohlzufühlen.

Vielen Dank, Sarah, für diesen Einblick in euren Kita-Alltag rund ums Essen.